Das Architekturstudio Heri & Salli aus Wien konzipierte im Garten von Max und Helene Treidl (Namen von der Redaktion geändert) ein kokonartiges Stahlgerüst um einen Pool herum. Mit eingehängten Platten und teils funktionsabhängigen Einbauten umschreibt das parametrisch organisierte Raumgebilde Möglichkeiten benutz- und erlebbarer Oberflächen. Ausgehend von der Aufgabe, ein bestehendes Gartengrundstück mit Seeblick neu zu gestalten und gleichzeitig einen Sichtschutz und eine Begrenzung in Richtung umliegender Grundstücke und Nachbarn zu schaffen, wurde konzeptionell und konstruktiv die Thematik eines klassischen Jägerzauns – so eine Umzäunung besteht aus x-förmig angebrachten Latten – aufgegriffen.
Ein Zaun fungiert im einfachsten Fall als Schutz oder Grenze, eine Art sichtbare Linie. Im weiteren Sinne dient er auch als ästhetisches Element oder repräsentatives Zeichen und trennt als zweidimensionales Element Gebiete. „Wir formulieren den Zaun aufgrund unterschiedlicher Anforderungen als eine dreidimensionale Umschreibung eines bestehenden Gartens“, erklärt Heribert Wolfmayr, neben Josef Saller Geschäftsführer der Architekturschmiede. Der Zaun selbst – ausgehend von einer diagonalen Konstruktionsanordnung – wird infolgedessen zur Möglichkeit des Raums selbst. In diesem Sinne grenzt er nicht Raum ab, sondern bildet diesen und macht ihn erlebbar – die Funktion des Abgrenzens tritt dabei in den Hintergrund und wird nur noch Nebenprodukt.
Ursprünglich gab es einen begrünten Garten und einen Pool, der bald sein zwanzigjähriges Bestehen begeht – doch die vielen Badesaisons sieht man ihm dank der Materialwahl Edelstahl keineswegs an. Lichtreflexionen lassen das Wasser im Pool luxuriös schillern. Edelstahl ist aufgrund seiner Zusammensetzung ein sehr langlebiges Material. Wenn es richtig verarbeitet und gepflegt wird, lebt das Schwimmbad voraussichtlich länger als sein Besitzer. Die Stabilität und Temperaturunempfindlichkeit äußern sich zudem positiv in niedrigen Wartungs- und Instandhaltungskosten. Die Materialoberfläche ist so glatt und porenfrei, dass sie Bestnoten in der Kategorie Hygiene erhält. Allgemein gilt: je glatter eine Oberfläche, umso einfacher die Reinigung. Apropos Reinigung: diese wird zusätzlich dank des Einsatzes einer Rollladenabdeckung erleichtert. Primär sorgt diese aber natürlich für eine verlängerte Badesaison, da das Schwimmbadwasser bei geschlossenem Zustand nicht so schnell abkühlt.
Aufgabe an die Architekten von Heri & Salli war, den Garten um das Schwimmbecken mit einer konstruktiven Oberflächengestaltung zu bespielen. Grünfläche war nicht mehr unbedingt erwünscht. Soweit zu den Wünschen der Bauherrn, die den Architekten viel Spielraum für Interpretation ließen. „Da es keine konkreten funktionalen Aufgaben gegeben hat, waren die ersten Eindrücke eher von Stimmungen oder Erlebnisschwerpunkten getragen“, erklärt Heribert Wolfmayr. Prägend war „der Gedanke des Rückzugs und der Geborgenheit. Sich zurückziehen, aber doch in die Weite blicken können.“ Und was für eine Weite: Durch die Platzierung des Wohnhauses samt Pool in Hanglage überblicken die Hausherrn beim Schwimmen oder Relaxen im Garten die Hügellandschaft und den See, der diese prägt.
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„Architektur in diesem Fall ist eine Ansammlung von Möglichkeiten in einem umschriebenen Raum und bildet dabei nur die Ränder für ein weites Land dazwischen“, erläutert der Architekt. Ziel des sich öffnenden kokonartigen Gebildes ist es, unterschiedliche örtliche Qualitäten und Erlebnisräume zu erzeugen. Teils bedeckt, zurückgezogen und geschützt, dann sich öffnend um im Wasser des Pools daraus hervorzuschwimmen. Die Rundungen vermitteln das Gefühl einer Weite – lassen den Raum größer erscheinen – und erzeugen in das Innere des Hauses ein optimiertes Schallverhalten. Diverse integrierte Einbauten wie Treppen, Sitz- oder Liegeflächen oder Tisch mit Lehne und Poolabdeckung stehen in ihrer Formulierung in einem geometrischen Zusammenhang mit der Grundkonstruktion, kommen daraus hervor, um sich danach wieder daran anzugleichen. Ebenso unterliegen die integrierten Platten einem dynamischen Verlauf von den orthogonalen Randbereichen in den umschriebenen Raum ,um sich in den zentralen Bereichen im Bezug zum Stahlgerüst von innen nach außen zu entwickeln, beziehungsweise entlang der Vertikalen immer mehr aufzulösen. Die nicht zur Gänze geschlossene Hülle wird durch rautenförmige Platten – gewöhnliche Fassadenplatten, die so wohl noch nie Einsatz gefunden haben – gebildet, welche über Laschen an den Diagonalen befestigt sind, und bei Bedarf um ihre Achse verdreht werden können.
Ursprünglich war geplant, das Gerüst in der Werkstatt beinahe fertig aufzubauen, in Teilen wieder abzutragen und vor Ort wieder zusammenzubauen – da nicht ganz klar war, wie sich die Genauigkeit der geschweißten Stahlkonstruktion verhalten wird. Als sich herausstellte, dass dies ganz gut funktioniert, wurde beschlossen, das Gerüst direkt vor Ort zusammenzustellen. Der Mehraufwand auf der Baustelle wirkte sich im Bezug auf die Benutzung des übrigen Grundstücks inklusive Pool für die Bauherrn erschwerend aus. „Es gibt viele Aufgaben, die während der Planungs- und Bauphase schnell gelöst werden können – unter einem gewissen Druck. Es gibt aber gestalterische Momente oder zum Beispiel konstruktiv komplexe Problemstellungen, welche unbedingt einer gewissen Entschleunigung bedürfen. Diese zeitliche Komponente steht in keinem Verhältnis zu den Fehlern – gestalterisch oder technisch – die auftreten können“, betont der Architekt die Wichtigkeit der achtsamen Herangehensweise bei der Planung und Umsetzung des futuristischen Gartentraums. Wenn man das Ergebnis betrachtet, war es die Verzögerung wert – heute wird das schimmernde Blau des Edelstahlpools von einer einzigartigen futuristischen Pergola umrahmt.
PROJEKTBETEILIGTE:
Architekt: heri&salli
Schwimmbadtechnik: Grünbeck
Platten für Pergola: Fundermax
Gartenmöbel: Dedon