Ein detailgetreuer Plan, eine filigrane Konzeption und eine millimetergenaue Ausführung – dieser weitläufige Wellnessbereich eines Unternehmerehepaars aus Gräfelfing bei München ist bis auf den letzten Quadratzentimeter durchgestaltet. Die Aufgabe von Mathias Rathke bei diesem Projekt bestand zu Beginn eigentlich darin, die Natursteinarbeiten zu übernehmen. Zusammen mit seiner Frau Angelika Rathke ist er Spezialist auf diesem Gebiet. Im kompletten Haus, also über eine Fläche von rund 1.000 Quadratmeter, sollte das wertvolle Material also verbaut werden. Doch mit der Natursteinkonzeption wurde auch der Innenraum verändert und so übernahm Rathke die komplette Innenarchitektur.
Als Rathke in das Projekt eintrat, war der Keller schon fertig. „Der Bauherr wollte ein ruhiges, klar strukturiertes Ambiente mit hochwertigsten Materialien“, erzählt Rathke. Aufbauend auf diesen Prämissen wurde der umfangreiche Wellnessbereich mit Inhalt gefüllt: Es gibt ein 8 mal 4 Meter großes Schwimmbad, eine geräumige Sauna, ein Laconium sowie ein Dampfbad. „Es gab keine Budgetgrenze“, sagt der Innenarchitekt, „wichtig war, dass das Ergebnis stimmt.“
Die Ausstattung hatte der Hausherr vorgegeben. Das Unternehmerehepaar, das sehr viel unterwegs ist, wollte eine voll eingerichtete Homebase, in der sie auch Gäste willkommen heißen können. Angefangen beim Dampfbad, das komplett aus Naturstein gestaltet ist, bis auf Boden und Decke, die sind mit edlem Bisazza-Mosaik besetzt. „Die Natursteinplatten sind rund geschnitten, die spezifischen Steine wurden nicht nur orthogonal verlegt, sondern speziell für dieses Projekt als Rundungen gefertigt“, erklärt der Natursteinexperte. Auch die Sitzbank ist aus massivem Stein mit einer feinen Rundung am Bankende, aufgesetzt auf zwei Natursteinkugeln. Millimeterarbeit war dann bei der Verlegung der 2 x 2 Zentimeter großen Mosaikplättchen gefragt. „Diese durften nicht geschnitten werden, mussten also punktgenau mit der Bank und dem Verdampferpodest abschließen“, sagt Rathke. Mission gelungen! Toll ist auch die farbliche Gestaltung aus grün-gold-schimmerndem Mosaik und dezentem beigem Naturstein. Hinzu kommt ein Guckfenster als optische Verbindung zwischen Dampfbad und Schwimmbad neben der gläsernen Eingangstür. Dieselbe Form wird an der Außenseite noch mal hervorgehoben. Gesteuert wird das Dampfbad teilweise aus dem Technikraum, teilweise aus der Unterfahrt vom Schwimmbad.
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Das Laconium ist ein Schwitzbad, das durch einen gefliesten Fußboden bis auf etwa 60 Grad beheizt wird. So ist der Aufenthalt dort sehr kreislaufschonend und kann bis zu einer Stunde dauern. Der reckteckige Raum wurde mit einer ovalen Sitzbank ausstaffiert, die dem Schwitzbad bereits optisch Behaglichkeit gibt. Dieser organische Look wird abgestimmt mit einer Lichtblende aus mit Seegras eingelegtem Plexiglas – die Lichtblende ist mit LEDs hinterleuchtet und schwebt quasi an der Decke. Auch die Finnische Sauna nebenan ist eine Sonderanfertigung, sehr hell ausgeleuchtet und ebenfalls mit Sichtschlitzen und Glastür ausgestattet.
Auf demselben Niveau sind auch das Schwimmbad und die Schwimmhalle ausgeführt. Das Schwimmbad ist mit einem Mix aus großformatigen Fliesen und Mosaiken verkleidet, als Überlaufrinnenbecken mit bodenebenen Wasserstand konzipiert und das Wasser wird mit Salzwasserelektrolyse aufbereitet. Die Erfahrungswerte hat der Hausherr aus seinem vorherigen Haus, in dem er bereits ein Schwimmbad und eine Sauna hatte. Über dem Whirlpool wurde ein Deckenfeld abgehängt, um diesen Punkt noch zu akzentuieren, wie Rathke erklärt. Der Boden der Schwimmhalle ist mit Natursteinplatten in der Größe 1 x 1 Meter ausgelegt, darunter befindet sich eine Fußbodenheizung. Selbst die Dusche ist ein Unikum: „Der Boden der Dusche ist ein massiver Natursteinteller“, sagt der Planer, „der Rest sind millimetergenau verlegte Mosaikfliesen.“ Die Lichtstrahler im Deckenkopf sind in einer Plexiglastrommel versteckt, nur im eingeschalteten Zustand zu erkennen. Mitten im Raum steht zudem eine runde Säule, um die eine alte Baumscheibe als Sitzfläche fixiert ist. „Diese 220 Jahre alte Baumscheibe, vermutlich aus dem Todesjahr von Marie Antoinette, haben wir bei einem Bauern in Nürnberg gefunden und dann komplett überarbeitet“, sagt Rathke.
Der komplette Hausbau hat rund zweieinhalb Jahre gedauert, die größte Hürde bei so einem Bau ist das Zeitmanagement. Wie es denn mit der Energiebilanz aussieht, wollen wir vom Innenarchitekten wissen. „Pauschal gesagt, ist das energetisch eine Todsünde, was hier passiert“, antwortet er ganz ehrlich. „Doch wir versuchen überall mit modernster Technik so energieeffizient wie möglich zu agieren.“ So werden im Wellnessbereich fast ausschließlich LEDs verwendet, es gibt eine Entfeuchtungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine Rollladenabdeckung. Zudem wird die Energie für den Betrieb des Hauses über Geothermie gewonnen. Millimeter für Millimeter wird die Wellnessoase also so nachhaltig wie möglich betrieben.
Projektbeteiligte:
Innenarchitektur/Planung: Innenarchitektur Rathke
Schwimmbadbau: Fliesen Wartner
Spa-Gestaltung: Balnea
Natursteinarbeiten: Defra
Mosaik: Bisazza
Sanitär: Dornbracht
Klimaanlage: Schmidbauer