Die international renommierte Innendekorateurin Emily Todhunter hatte im Laufe der letzten zehn Jahre bereits mehrere Häuser und Büros einen ihrer Kunden eingerichtet und kannte seinen Geschmack daher sehr gut als dieser Sie bat, ihre „Zauberkünste“ auf sein jüngstes Projekt – ein modernes zweistöckiges Haus vor den Toren Londons – anzuwenden. An einem sanften Abhang gelegen, ist das Haus von weitläufigen Rasenflächen und großen Mengen Rhododendrons umgeben, die einst Teil eines früheren Gartens waren, der angelegt worden war, als das Original-Haus noch an diesem Ort stand. „Das Haus ist nach jedermanns Maßstäben groß und im traditionellen Umland-Stil gebaut“, erläutert Emily. „Dennoch sah es, als ich es das erste Mal gesehen habe, äußerst bemitleidenswert aus und machte den Eindruck, einer vollständigen Überholung zu bedürfen“.
Als Emily das Projekt übernahm, plante das Haus mit einem riesigen Wellnesskomplex inklusive Swimmingpool, Whirlpool, Sauna, Dampfbad und Fitnessraum, der fast das gesamte Untergeschoss einnahm. „Der Rest der Innenausstattung war einfach langweilig und hatte so gut wie gar keinen Charakter“, stellt Emily fest. „Aber es hatte Potenzial, wie man so sagt, und mein Kunde war bereit, alles Erdenkliche zu tun, um das Haus wieder zum Leben zu erwecken“.
Emily bereitet der Swimmingpool dabei am meisten Kopfzerbrechen. „Es handelte sich um einen dieser scheußlichen Untergeschoss-Pools, der weder gut durchdacht noch in Stand gehalten worden war“, sagt Emily. „Er hatte eine schreckliche Akustik und sah mit seinen blanken meterlangen Wandflächen unglaublich steril und nackt aus“. Zur Lösung des Problems entschied Emily sich für eine Zusammenstellung aus Grisaille-Landschaftsgemälden für die Wände, Rattan-Sichtblenden und Teppichen von Allegra Hicks zur Verbesserung der Akustik. Diese kombinierte sie mit Sofagruppen, Hockern und niedrigen Tischen sowie Außen-Pflanzgefäßen zur Ergänzung der Wandgemälde. „Mein Hauptziel war, Wege zu finden, um die Geräusche so weit wie möglich zu absorbieren und diesen ‚Öffentliches-Schwimmbad-Effekt’ zu beseitigen“, stellt Emily fest.
Ruhe und Klarheit finden sich auch in der weitläufigen Halle wieder von der drei Sätze gebeizter Doppeltüren aus Walnussholz zur Küche und dem L-förmigen Empfangszimmer führen, welches das Verbindungsstück zum Arbeitszimmer, Bibliothekszimmer und Wohnzimmer sowie zum Speisezimmer bildet. Dabei handelt es sich bei letzterem um einen außergewöhnlich großen Raum, der eine Atmosphäre kultivierter Gelassenheit verströmt.
„Wir hatten uns hier einen weichen, modernen Dekorationsstil mit viel Licht und auf die Terrasse führenden französischen Fenstern vorgestellt“, erläutert Emily. Hierzu arbeitete sie mit einem Spiel aus Kontrasten mit einem melassefarben gebeizten Eichenboden, der ebenso mit den weich drapierten Musselin-Sichtblenden und den weißen faltenlosen Leinen-Vorhängen harmonisiert wie mit den starken Linien der weißen Christian Liaigre Sofas und Sessel. Zur Hervorhebung dieses Effektes lockern eierschalfarbene Teppiche die Bodenfläche auf und kennzeichnen die klar abgegrenzten Sitzbereiche. „Es war sehr wichtig, eine Kulisse zu schaffen, die die Möbel- und Gemäldekollektion meines Kunden abrundet“, sagt Emily. Hierzu entschied sie sich für eine durch ein dunkles Braun aufgelockerte weiß-cremefarben-eierschalfarbene Farbpalette. „Da der Geschmack meines Kunden meinem eigenen Geschmack ähnelt, habe ich mich mit dem Projekt sehr wohl gefühlt und habe es von Anfang bis Ende genossen“, bekennt Emily.
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Die einfache, aber dennoch elegant-komfortable Ausstattung hat sich als ideale Kulisse für die Einrichtungsgegenstände erwiesen. „Diese sind im Laufe der Jahre sorgfältig ausgewählt worden und sind für meinen Kunden in vielerlei Hinsicht von Bedeutung“, legt Emily dar. „Nehmen Sie zum Beispiel den ungewöhnlichen Schrank von Garouste & Bonetti, die Zeichnung ‚Femme Nue Endormie’ von Kees van Dongen und den braunen lederüberzogenen Tisch von Bill Amberg. Dies alles sind hochwertige Stücke, die stark genug sind, allein zur Geltung zu kommen, sodass es wichtig war, den Platz nicht zu überfrachten und es jedem der Stücke zu ermöglichen, eine eigene Wirkung zu erzeugen.“
„Manchmal kann eine Kombination aus zu viel Weiß, Cremefarben und Eierschalfarben eher schroff aussehen, aber wir haben darauf geachtet, wo immer es möglich war, weichmachende Elemente hinzuzufügen“, erklärt Emily. Das Bad strahlt demgegenüber förmlich mit seinen robust-schneidigen Materialien wie Marmor, Spiegeln und Nickel. „Harte Materialien wie diese geben ihm dieses ‚Kristallklar-Gefühl’, das heutzutage für ein modernes Bad so wichtig ist“, sagt Emily.
Doch nun will Emily auf ihr Team zu sprechen kommen, ohne dessen Unterstützung und harte Arbeit die Projekte keinesfalls so reibungslos und effizient verlaufen würden, wie sie es tun. „Ich verlasse mich völlig auf mein Team“, bekennt sie. „Ohne sie wäre ich einfach nicht in der Lage, meine Aufgabe zu erfüllen“. Emily ist darüber hinaus überzeugt, dass ihre Arbeit ebenfalls darin besteht, herauszufinden, was ein Kunde mag und welche Art der Ausstattung am besten zu seinem Lebensstil passt. „Ich versuche niemals, einem Kunden meinen eigenen Geschmack überzustülpen“, sagt sie. „Außerdem beobachte ich, dass ich mit jedem Auftrag etwas Neues hinzulerne und aus den Ideen anderer Menschen Inspiration schöpfe“.
Dies hat sich sicherlich auch im Falle dieses speziellen Kunden bewiesen, der bereits zu dem Zeitpunkt, als Emily vor zehn Jahren zum ersten Mal für ihn arbeitete, über eine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst verfügte. „In dieser Phase war sein Stil viel zeitgenössischer als mein eigenes, eher traditionelles Vorstellungsbild. Aber ich habe Schritt gehalten und habe während dieses Prozesses eine Menge gelernt“. Und in der Tat: Frühe Anschaffungen wie die 1940er-Bronze-und-Glas-Beistelltische, der Bill-Amberg-Leder-Esstisch und das Set von 30er-Stühlen haben den „Test der Zeit“ sicherlich ebenso bestanden wie sie an Wert hinzugewonnen haben. Und letzten Endes besteht das Ergebnis aus einem klassisch-modernen Haus mit eigenem Charakter und einer elegant-komfortablen Innenausstattung – eine Auszeichnung sowohl für den Kunden als auch für die Dekorateurin.