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Vom weißen Jungbrunnen

Dass er sich seinen Lebens­traum tatsächlich einmal verwirklichen könnte, daran glaubte Ernst Hofer (Name von der Redaktion geändert) lange nicht. Dass das Ergebnis aber dann ein Schwimm­bad der extravaganten Art werden würde, hätte sich der Unternehmer erst recht nicht träumen lassen. Mutig setzte die Berliner Architektin Eveline Müller im vergangenen Jahr ganz auf die Farbe der Unschuld und schuf damit einen einzigartig faszinie­renden Poolinnenraum.

Um ein Haar hätte sich Ernst Hofer seinen Traum, einen eigenen Pool zu besitzen, verkniffen. Seit vielen Jahren haderte der Unternehmer mit sich, abgeschreckt von seinem eher niedrigen Budget und vor allem den erwarteten laufenden Kosten. „Entweder jetzt oder nie hat sich mein Kunde im letzten Jahr dann doch gesagt und sich endlich seine Wohlfühloase bauen lassen“, blickt Eveline Müller schmunzelnd zurück. Ein einfaches Fitnessbad sollte es sein, möglichst kostengünstig, praktisch und vor allem unauffällig. Ein weiterer Wunsch des Bauherren: morgens gleich aus dem Bett heraus über einen direkten Zugang ins Becken springen zu können.

Gesagt, geplant und getan: Eveline Müller entwarf die Schwimmbahn im Februar 2003, ein halbes Jahr später konnte Ernst Hofer bereits seine erste Runde im kühlen Nass drehen. Das Schwimmbad konzipierte die Architektin als Erweiterung des Kellergeschosses des bestehenden Einfamilienhauses aus den 60er-Jahren. Damit schlug sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen dankte ihr Hofers Geldbörse diese Lösung, zum anderen kam sie seinem Wunsch nach einem überdachten Zugang zum Fitness­bad über einen Durchbruch im umfunktionierten ehemaligen Arbeitsraum des Einfamilienhauses, der heute als Ruheraum dient, nach. Eine Treppe führt vom Ruheraum zum Wasser – sie ist die einzige Ausstiegsstelle aus der Schwimmbahn.

Die thematische Verbindung zwischen dem 60er-Jahre-Wohnhaus und dem Anbau für das Schwimmbad gelang der Architektin in Form eines lang gestreckten Betonkubus, den sie mit großformatigen schwarzen Fassadenplatten auskleidete. Dadurch tritt der Anbau in einen Dialog mit dem Einfamilienhaus und seiner aus schwarzen Faserzementplatten bestehenden Dacheindeckung und Wandbekleidung. Den Kubus senkte Müller in das ansteigende Hanggelände und reduzierte dadurch das sichtbare Bauvolumen. So kann der Bauherr heute vom Wohnzimmer aus auf das bepflanzte Dach des Kubus‘ blicken. Was niemand ahnt: Unter dem frischen Grün verstecken sich unsichtbar die Lüftungsinstallationen.


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Bei ihrem Schwimmbad-Entwurf setzte Eveline Müller den Schwerpunkt jedoch auf die Schaffung eines außergewöhnlichen Innenraums – und das gelang der Berliner Architektin ohne Zweifel. Stets aufs Neue kann man über das faszinierende Betonbecken mit den Maßen 10,20 auf 2,80 Meter staunen. Da alle Flächen im Raum mit der weißen Dreifach-Polyesterbeschichtung der Firma Kleber ausgekleidet sind, verschwinden die Raumkanten beinahe vollständig – Becken- und Außenwände bilden eine Einheit.

Ein durch und durch weißes Schwimmbad – hatte die Architektin keine Angst, dass der Wohlfühlbereich letztlich zu steril wirken könnte? „Klar, hatte ich zu Beginn Bedenken – schließlich hat sich bisher noch nie ein Poolbauer an eine weiße Beschichtung aller Raumflächen gewagt. Letztendlich ist das Bad aber genau so geworden, wie es für diesen Ort optimal ist“, zieht Müller ein zufriedenes Fazit – nicht umsonst hat die Architektin für die Farbe Weiß ein ganz persönliches Faible. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die einheitliche Polyesterbeschichtung ist das Schwimmbad pflegeleicht und schnell zu reinigen.

Ob der Ausblick in den Garten durch das vier Meter lange festverglaste Fenster auf der Nordseite, der Blick auf den freien Himmel durch das große automatische Dachfenster, das als Fuge zwischen Neu- und Altbau fungiert, oder warme Sonnenstrahlen, die durch das versteckte kleine Fenster der Südseite scheinen – jedes der drei völlig unterschiedlichen Fenster erzeugt im Schwimmbad-Raum faszinierende Spannungen. Am Abend erfolgt die Beleuchtung durch drei Unterwasserscheinwerfer. Da Hofer das Bad ausschließlich für sein tägliches Fitnessprogramm nutzt, ist das Schwimmbad ansonsten nur noch mit einer Gegenstromanlage ausgerüstet.

Will der Unternehmer die weißen Jalousien am Nordfenster öffnen, heißt es für ihn, ab ins Wasser. Doch für den sportlichen Aalener gibt es, was sein Schwimmbad-Training angeht, ohnehin kein Halten. „Täglich trainiert er morgens vor der Arbeit im nur 20 Grad warmen Wasser, abends entspannt er sich bei einigen gemütlichen Runden. Und wenn es die Zeit zulässt, gönnt er sich auch noch in der Mittagspause einen Sprung ins kalte Nass“, plaudert die Architektin aus dem Alltag ihres Kunden. „Für manchen wäre der Raum vielleicht zu steril – für meinen Klienten vermittelt die einheit­liche Farbe Ruhe und hilft ihm zu entspannen“, erläutert Müller. Kein Wunder also, dass Hofer sein Pooljuwel bereits zu seinem persönlichen Jungbrunnen ernannt hat. Ein Lob gab es auch aus berufenem Munde. Der Bundesverband Schwimmbad und Wellness (bsw) prämierte den Pool als einen der kreativsten im Jahre 2003.

Schnell geplant, kostengünstig und doch exklusiv – wo versteckt sich bei diesem Schwimmbad bloß der Haken? „Bei der Unterbringung der Technik mussten wir ganz schön tüfteln, bis wir eine Lösung fanden“, so Müller. Da es der Schwimmhalle an einem Außenraum mangelt, wurden alle technisch erforderlichen Leitungen neben dem Kubus­gebäude unter der Erde entlanggeführt. „Obwohl sich das anfangs kompliziert gestaltete, funktioniert heute alles hervorragend. Wir konnten sogar abermals Kosten einsparen, da wir die gesamte notwendige Technik in der Garage unterbringen konnten“, blickt Müller zurück.

Bei der Schwimmbad-Technik setzte die Architektin ganz auf die Firma Ospa. Für die Oberflächenreinigung des Schwimmbad sorgt ein Skimmer, ein Standardfilter tut sein übriges für die Sauberkeit. Die Wasserdesinfektion und pH-Wert-Korrektur führt der Hausherr kostenbewusst manuell durch.

Ein extravagantes, beeindruckendes, einzigartiges und faszinierendes Ambiente zugleich – das kann wohl niemand dieser Schwimmbahn nehmen. Der Genuss, in diesem Umfeld auch noch täglich schwimmen zu dürfen, bleibt jedoch nur Ernst Hofer vorbehalten.
Julia Moser

BETEILIGTE FIRMEN

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