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Trendbericht 2011

Intro

Eine Reise durch die Wellnesswelt; unternommen von einem kreativen »Outsider«, dem Wiener Künstler und Wahrnehmungsforscher sha., dessen Weg mehr zufällig als geplant in das Herz der Spa-Industrie hineinführte: Nach seiner mehrfach prämierten AlphaSphere – die als klingende, leuchtende und vibrierende Entspannungsliege in Spa und Wellness Einsatz findet – hat sha. soeben sein neuestes RaumKunstWerk namens WOLKE 7 CLOUD 9 vorgestellt. Anlass genug, um auf dem wichtigsten Branchenevent des Jahres – dem Global Spa Summit 2011 in Bali – zu einer »Lesson in Innovation« eingeladen zu sein. Für uns wurde sha. zum »Insider« und berichtet von den aktuellsten Wellness-Trends, von seinen Gesprächen mit den Global Playern der Spa-Industrie und von seinen persönlichen Erlebnissen auf der Insel der Götter Bali. Ein Reisebericht quer durch Erdteile und Entspannungstechniken, in dem neue Zusammenhänge hergestellt und ungewöhnliche Einblicke geboten werden.

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Ausgangspunkt

Global Spa Summit ist eine internationale Organisation, die führende Persönlichkeiten, verantwortliche Entscheidungsträger und Visionäre aus der Spa-Branche jährlich an einem anderen Ort versammelt, um die Zukunft der globalen Spa und Wellnessindustrie proaktiv mitzugestalten. Basierend auf dem Non-Profit-Modell des World Economic Forums ist dieser »invitation-only« Event von hehren Zielen getragen – wie dem wertfreien Ideenaustausch, dem Voneinanderlernen ohne Schallklappen und letztlich auch dem Erarbeiten eines gemeinsamen »Spirits« für die globale Spa-Industrie. In seiner fünften Ausgabe findet dieser Event nun erstmals in Asien statt. Und tatsächlich stellt das indonesische Urlaubsparadies Bali den geradezu perfekten Hintergrund dar für die 275 geladenen »Industry Leaders«. Die Gästeliste repräsentiert 35 Länder und liest sich wie das »Who-is-who« der Bereiche Spa, Wellness, Fitness, Beauty, Hotellerie, Therapie und Medical. Diese Menschen haben weite Anreisen – teils mehr als 24 Stunden – auf sich genommen, um ihr regionales Wissen in den globalen Diskussionsraum einzubringen und dabei aktuellste Trends herauszudestillieren, betreffend neuer Spa und Wellness Angebote, Entwicklungen in Design und Architektur oder auch der vieldiskutierten Frage, wie nahe sich Wellness und Medical kommen dürfen. Das Motto der Veranstaltung: »Engage the change. Joining together. Shaping the Future.«

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Ernüchterung

Um es gleich am Anfang klarzustellen: »It’s all about business.« Die Spa-Branche ist erfolgs- und wachstumsgetrieben. Erfolg und Wachstum sind hier durchaus von primär materieller Natur. Und dabei geht es nicht nur um das unter Kreativen ja auch übliche »Klar, dass wir davon leben können müssen!«, sondern hier geht es um Gewinnmaximierung, noch deutlicher: um Geldvermehrung. Hinter den Global Playern der Spa-Welt stehen potente und hochprofessionelle Investoren, die in der Lage sind, verhältnismäßig leidenschaftslos strategische Entscheidungen zu treffen, obowohl es sich inhaltlich um emotionale, sensible und letztlich höchst immaterielle Themen handelt. Dieses Phänomen ist mir aber bekannt aus dem Kunstmarkt, wo das Gros der globalen Investitionen auch vorwiegend nach Maßstäben der Werthaltigkeit getätigt werden, obwohl es sich inhaltlich ganz einfach um »Kunst« handelt.

Erleichterung

Trotz all dieser niederen Instinkte des »schnöden Mammons« durfte ich in Bali eine beglückende Erfahrung machen: Offensichtlich zeichnen sich die Akteure dieser Branche – also nun nicht die Geldgeber im Hintergrund, sondern die im Vordergrund sichtbaren und operativ verantwortlichen Persönlichkeiten – durch ein wirklich hohes Maß an Leidenschaftlichkeit und Identifikationsfähigkeit mit ihrer Sache aus. Die Teilnehmer des Global Spa Summits haben sich jedenfalls proaktiv in die Debatten um das weite Feld zwischen Wellness und Medical, zwischen Wohlfühlen und Therapieren eingebracht. Und noch etwas will und darf ich an dieser Stelle nicht vergessen: Nur selten zuvor wurde ich als Künstler freundlicher und warmherziger aufgenommen, als in dieser Gemeinschaft der Spa-Liebhaber.

Balancieren

In einem solchen Balanceakt zwischen klar definierten, wirtschaftlichen Erfolgsansprüchen und den im Spa besonders »weichen«, inhaltlichen Motiven des Entspannens, Verwöhnens, Behandelns, Pflegens und Therapierens – allesamt Eigenschaften des menschlichen Grundtriebs »Helfen wollen« – liegt die zentrale Herausforderung und gleichzeitig auch das besondere Merkmal dieser Branche. Diese feine Widersprüchlichkeit in den Grundfesten der Spa-Branche finde ich spannend. So spannend, dass ich diesen Gedanken während des Schreibens dieses Berichts wohl nie ganz vergessen konnte. Mag es auch daran liegen, dass ich mich als Künstler selbst wiederfinde inmitten dieses Spannungsfelds materiell-immateriell, wo ich Kunstwerke erschaffe, die dann in Alltagskontexten – wie im Spa und in der Therapiepraxis – durchaus »angewandt« werden. Und so wird sich das Thema Balancieren vermutlich auch an verschiedenen Ecken und Enden dieses Berichts wiederfinden …

GLOBAL SPA SUMMIT 2011

Geprägt sind die vier Tage Global Spa Summit von einem ambitionierten Programm an Vorträgen, Diskussionen und Panels. Ja, auch die Zeiten zwischen den Programmpunkten sind mit Programmpunkten dicht gefüllt – wie einem »Networking Lunch« oder »Themed Table Lunch« oder repräsentativen Gala Dinners, gesponsert vom indonesischen Minister für Kultur und Tourismus. Überhaupt engagiert sich hier Bali als Top-Spa-Destination in unaufdringlicher und äusserst sympathischer Weise – sowohl durch die inhaltliche Mitwirkung am Global Spa Summit selbst (der Minister hält statt einer Eröffnungsrede erst am zweiten Tag einen inhaltlichen Fachvortrag!), als auch durch die Organisation von Exkursionen zu besonderen »Vorzeige-Spas«. Über die Spa-Welt in Bali werde ich gegen Ende dieses Berichts noch mehr erzählen … war es doch letztlich meine beste Idee, mir durch einen zehntägigen »After-Conference-Trip« die Möglichkeit geschaffen zu haben, wahre Highlights dieses Paradieses selbst sehen, hören, riechen, schmecken und spüren zu können.

Vorträge und Präsentationen: Die großen Themen

»Change is everywhere – and it is accelerating.« Mit diesen Worten eröffnet Susie Ellis, Initiatorin und Board Member, den Global Spa Summit 2011. Und damit versucht sie Dynamik in eine Branche zu bringen, die nach meiner Wahrnehmung nicht unbedingt als großer Vorreiter der Weltentwicklung gilt. Und dennoch sind es Themen, die in Spa und Wellness einen Brennpunkt haben, die mittlerweile mehrheitsfähig sind und wo nachhaltige Entwicklungen global gestartet wurden: Das Prinzip der Vorsorge für die eigene Gesundheit, dem Präventionsgedanken z.B. gegen die Zivilisationskrankheit Nr. 1 – Burnout. Oder die globale Bewegung hin zu einem bewussteren Leben; verbunden mit der Übernahme der Verantwortung für mich selbst, meine Beziehungen, meine Umwelt. Nur ist es der Spa-Branche offensichtlich noch nicht recht gelungen, sich mit diesen Themen auch medial zu positionieren und damit ein Image aufzubauen. Eine Unzahl kleiner Einzelinitiativen und Einzelkämpfer ist in den Medien naturgemäß schwieriger darstellbar. Susie Ellis Ambition ist es, mit dem Global Spa Summit ein solches Forum der »unification within diversity« aufzubauen.

Im Folgenden habe ich aus den zahlreichen Vorträgen, Berichten und Gesprächen heraus die mir wichtigsten Impulse verdichtet und als zentrale, übergreifende Themen ausgearbeitet:

Ein Marktüberblick – voller Gegensätze

Grundsätzliches: Die Wirtschaftskrise ist überstanden. Laut der großen GSS-Meinungsumfrage erwarten 82% der Teilnehmer für das Jahr 2011 höhere Einnahmen als im vergangenen Jahr (50% sogar einen signifikant höheren Gewinn). Damit stehen die Zeichen auf Wachstum. Die Stimmung ist gut. Präventivmedizin wird von der Mehrheit als jener Bereich angegeben, von dem in den nächsten Jahren der größte Wachstum erwartet wird (45%). Weit abgeschlagen die klassischen Bereiche Beauty/Kosmetik mit 23% und Fitness mit gar nur 3%(!) Wachstumserwartungen. Noch zwei weitere interessante Ergebnisse: Als effektivstes Marketingvehikel geben 42% »Mundpropaganda« an; mit 39% an knapper zweiter Stelle »Herkömmliche Online-Plattformen wie E-Commerce, Search Marketing, Email Kampagnen«. Die medial hochgelobten »Social Medias wie Facebook und Twitter« wurden nur von 10% der Teilnehmer als die effektivsten Marketingvehikel eingestuft.

Fragwürdig ist allerdings, was so eine Meinungsumfrage bei einer derart heterogenen Gruppe repräsentieren soll. Denn was bei diesem internationalen Branchenevent wirklich auffallend wird, ist die zunehmende Segmentierung und Verbreiterung des Marktspektrums – sowohl qualitativ als auch quantitativ. Immer schwieriger scheint es, von »einer« Spa-Branche zu sprechen, die sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen hat. Besonders signifikant ersichtlich wird dies an drei Entwicklungen:

»High-Spa« versus »Low-Spa«

Während die Spa-Branche in den asiatischen Zukunftsmärkten von gigantischen realen Wachstumszahlen geradezu herausgefordert wird, ist das Thema Spa und Wellness in Europa und Amerika zwar populär aber in seinen Wachstumspotentialen mit Stillstand konfrontiert. Ein gewisser Grad an Sättigung scheint erreicht zu sein. Besonders im Day-Spa-Vorzeigemarkt USA haben die Auswirkungen der Wirtschaftskrise die Wachstumsperspektiven eingetrübt. In ihrer Verzweiflung reagierten Spas mit Discounts und Preisnachlässen. »Group Sales« Aktionen (beispielsweise über das Webportal Groupon) wurden beliebt und konnten mittels sensationeller Discounts kurzfristig viele Menschen für das Spa gewinnen, von denen allerdings nur ein bescheidener Teil längerfristig zu halten war. Viele Spa-Professionals sehen in diesem »Ausverkauf« der US-Day-Spas eine geradezu gefährliche Entwicklung, da die Spa Services dadurch generell und langfristig an Wert einbüßen könnten und damit die Profitabilität der ganzen Branche auf dem Spiel steht. So kommt es zu einer Art Gegenbewegung: Etablierte Spas beginnen sich im Luxussegment neu zu positionieren … »Ich denke Gesundheit wird der neue Luxus auf allen Ebenen. Und Spas werden dabei eine verbindende Schlüsselrolle einnehmen«, sagt Anne McCall Wilson (Kanada), Co-Chair des diesjährigen Global Spa Summit und weltweit Verantwortliche für die Spas der Fairmont Raffles Hotelgruppe.

»Emerging Markets« versus »Old Markets«

In allen aufstrebenden Märkten der Schwellenländer, aber derzeit besonders in China, herrscht jene spezifische Stimmung des zur Schau gestellten Konsums. Das fordert von den Anbietern ein »bigger & better« in allen Aspekten des Spa Erlebnisses – bis hin zur Nachfrage nach luxuriösen VIP-Spa-Räumen mit mehr als 100m2 und ausgedehnten Nassbereichen … Der Konsument will zeigen und spüren, dass er sich diesen Luxus in Raum und Zeit leisten kann, wann, wo und wie immer er will. Ed Ng (Hong Kong), vom Architekturbüro AB Concept, fragt: »Was machen wir mit den Menschen, die Willens und in der Lage sind, für das extreme Premiumsegment zu bezahlen … so wie wir in Asien jetzt eine stetig wachsende Elite sehen, die sich den höchsten Grad an Verwöhnung und Service leisten will und kann? Welche Angebote macht die Spa-Industrie an dieses Klientel, für das Zeit kostbarer ist als Geld?«. Hier geht es nicht um Discounts oder »Group Sales«, sondern um die sinnvolle Positionierung von Spa und Wellness in einem neuen Lifestyle-Kontext.

»Luxus« versus »Fake-Luxus«

Dazu Sharon Ullrick (USA) von The Leading Hotels of the World: »Die allerjüngsten Entwicklungen unserer ›Leading Spas‹ gehen hin zu extrem luxuriösen Erfahrungen, zum individualisierten Spa-Programm, wo die einzelne Behandlung wirklich für den jeweiligen Gast komponiert wird.« Unter der traditionsreichen Dachmarke von The Leading Hotels of the World bieten die Leading Spas rund 100 Top-Spas in 30 Ländern an, die allesamt die vorgegebenen höchsten Standards einer Expertenkommission erreichen. Diese »High-End Spas« müssen in ihrem Spa-Menü und auch in ihrer Kommunikation mit dem Kunden nach anderen Gesetzmäßigkeiten vorgehen als die sog. »Low-End Spas«. Für High-End Spas gilt der Schlüssel: aussergewöhnlich und bemerkenswert. In »bemerkenswert« steckt das Wort »merken«. Nur jene Spas, die in der Lage sind, ihren Gästen Erfahrungen und Erlebnisse zu kreieren, die sie sich »merken« werden, an die sie sich zu erinnern vermögen und die sie mit ihren Freunden besprechen werden, haben auch das Zeug zu Nachhaltigkeit in diesem Segment. Beim Aufbau oder Weiterentwickeln einer hochwertigen Spa-Marke geht es also vor allem darum, etwas Besonderes zu schaffen, von dem viele Menschen »gehört« haben, nur wenige Menschen es aber auch wirklich erleben können oder es gar selbst besitzen. Gesellschaftlich »besprochene« und gleichzeitig »begehrte« Objekte oder Erlebnisse bilden die Grundlage jeder Art von Luxus.

Dennoch: High-End Marken müssen ihre High-End Preise heute viel mehr rechtfertigen, als vor der Wirtschaftskrise. Auch der High-End Konsument hat sich durch die Krise verändert – er wurde kritischer und legt Wert darauf, dass die (hohen) Kosten in der rechten Relation stehen zum (erwünschten) Ergebnis. Die erfahrenen Spa-Kunden haben diesbezüglich in den letzten Jahren ein gutes Sensorium entwickelt – und sie trauen sich selbst das »Bewerten« zu. »Fake-Luxus wird heute schnell entlarvt!«, bringt es Nicolas Ronco (USA) von Yelo Spa New York auf den Punkt.

Das Zauberwort »HOLISTIC«

Eines lässt sich aber für High und Low mit Sicherheit sagen – und dies global über die Ländergrenzen hinweg: Wellness ist »ernsthafter« geworden. Es hat sich in den letzten Jahren von der rein körperlichen Ebene in eine ganzheitliche Dimension der Prävention für die eigene Gesundheit und für das eigene Glück weiterentwickelt. Während sich die vergangenen Jahrzehnte auf »gesundes Essen« und »körperliche Übungen« (im Sinne von Fitness) als die zwei primären Schlüssel zu Wellness fokussiert haben, integrieren die heutigen modernen Wellnessprogramme auch mentale Aspekte der Psychologie, Faktoren wie Stimmungen, Emotionen und das ganze »Mindset«. Sie betonen die Wichtigkeit von Schlaf, Entspannung und Regenerationsphasen und lassen sich auch immer mehr auf die spirituellen Aspekte der großen Lebensfragen ein. Nicht zuletzt die Einbindung von bestimmten psychotherapeutischen Angeboten (wie Gestalt- oder Gesprächstherapien) wird heute gerne angenommen, da die therapeutische Erfahrung hier im Spa offensichtlich »leichtfüßiger« daherkommt als in einer vielfach vorbelasteten Therapiepraxis.

Viele der erfolgreichen, bereits lange etablierten Spas berichten hier in Bali davon, dass die Bewegung von innerer Schönheit zu äusserer Schönheit mit hohem Tempo voranschreitet – nichtzuletzt aufgrund der sich verändernden Erwartungshaltungen ihrer langjährigen treuen Kundschaft. Mit dem »Älterwerden« ist offensichtlich auch ein Wertewandel verbunden, der über das rein körperliche Erlebnis hinausgeht bis hin zum Wunsch nach ganzheitlicher Erfahrung im Spa. An der Spa-Industrie liegt es nun, auf diese Bedürfnisse einzugehen und neue Antworten sowie konkrete Angebote zu entwickeln …

Innovation – Auf der Suche nach dem Aussergewöhnlichen

Der erfahrene Spa-Besucher hält heute ständig Ausschau nach »etwas Neuem«, nach einem neuen Produkt, einer neuen Anwendung oder einfach auch nach einer neuen Erlebnisqualität aufgrund von Design und Architektur. Besonders die Gäste aus den »Emerging Markets« fragen ständig nach »something new« oder auch einfach »the latest trend«. Offensichtlich tritt hier ein neues Motiv in den Vordergrund: Der Mensch will wieder Staunen lernen. »Unsere Gäste suchen nicht mehr nur nach Entspannung und Verwöhnung – sie wollen auch überrascht werden von innovativen Ideen und effektiven Behandlungen, für die sie auch bereit sind, extra zu bezahlen.« sagt Christopher Norton (F) von der Global Spa Task Force der Four Seasons Hotelgruppe.

Aber wie kann so ein echter Innovationsprozess im modernen Spa aussehen? Man kann ja nicht den Kunden fragen, welche Innovation er als nächstes will. Denn die Kunden wissen es ganz einfach nicht und müssen es auch nicht wissen. Nicolas Ronco von Yelo Spa (NY) – wiederum pointiert: »Hätte Henry Ford seine Kunden gefragt, was sie denn gerne Neues hätten, hätten sie vermutlich mehrheitlich gesagt: ›Schnellere Pferde!‹, aber wohl kaum ›Autos!‹.« Tatsächlich wird man den Eindruck nicht los, dass in der Spa-Industrie vielfach schnelleren Pferden nachgeeifert wird. Eine Aneinanderreihung aller Arten von neuen Treatments macht das Spa-Erlebnis noch nicht zwangsläufig besser. Und vor allem hat das nichts mit wirklicher Innovation zu tun. Dennoch scheint die Suche nach dem Aussergewöhnlichen im Spa um sich zu greifen: »Ungeachtet aller ausgeprägten Segmentierungen der Spa-Industrie haben die Spa-Angebote weltweit doch etwas ›Homogenes‹ bekommen. Hier sehe ich die größte Chance für uns, sich mit Originalität und einzigartigen Perspektiven auf das Spa-Erlebnis vom Rest der Mitbewerber abzuheben.«, sagt Jeremy McCarthy (USA), eine gewichtige Stimme in der Spa-Community, da Direktor der Global Spa Developments beim Marktführer Starwood Hotels and Resorts, zu dem so unterschiedliche Hotelmarken wie Sheraton, Westin, Le Meridien und auch die Designhotelkette W Hotels zählen.

»Innovationszwang« versus »Innovationsangst«

Bei einer ungeschminkten Betrachtung der heutigen Spa-Landschaft muss ich allerdings feststellen, dass Spas im großen und ganzen »Innovationsmuffel« sind. Es wird zwar vieles neu- und umgebaut und auch immer wieder verändert, aber meist wird dabei das schon Gehabte/das schon Gemachte neu variiert. Echte tiefgreifende Innovationsschritte, die für den Gast dann auch als solche spürbar sind – seien sie konzeptioneller, anwendungstechnischer oder auch einfach gestalterischer Natur – werden dieser Tage wenige gesetzt. Aber wenn sich nun also praktisch alle Verantwortlichen dieser Industrie zur Innovation bekennen, woran liegt es schließlich, dass so wenig wirkliche Innovation in den Spas stattfindet?

Ein Statement von Andrew Gibson (Hong Kong), verantwortlich für die Spas der rennomierten Mandarin Oriental Hotels, könnte hier Licht ins Dunkel bringen: »Die heutigen Investoren und Projektentwickler legen sehr viel mehr Wert auf den ›Return‹ pro Quadratmeter und üben Druck aus, quasi unprofitable Bereiche – wie Entspannungsräume oder thermale Nassbereiche – zu reduzieren. Ihr Fokus liegt nach der Wirtschaftskrise eindeutig auf der ›sicheren Seite‹ der finanziellen Performance. Investoren fürchten das ›Unbekannte‹.« Dementsprechend schwierig dürfte es heute sein, echte Innovationen mit ihren hohen Vorlauf- und Entwicklungskosten genauso wie allzu visionäre und gewagte Spa-Projekte in ihrer Originalität und Einzigartigkeit auch tatsächlich bis hin zur Realisierung zu führen. Hier tut sich eine echte Herausforderung für die Spa-Community auf – wiederum entlang dieses Spannungsfelds zwischen materiellen Notwendigkeiten verbunden mit wirtschaftlichen Risiken auf der einen Seite und den Wünschen und Ansprüchen der Gäste, die in jedem Fall im Steigen sind, auf der anderen Seite.

Anspruchsvolle Gäste – Hohe Erwartungen

Aus der ganzen Welt berichten die Spa Manager von den gestiegenen Erwartungen ihrer Gäste – sowohl die Qualität der Behandlungen als auch das generelle Service betreffend. Anne McCall Wilson (Kanada), verantwortlich für alle Spas der Fairmont Raffles Hotelgruppe erzählt: »Unsere Gäste sammeln generell mehr Wissen und Information über Wellness. Wenn ein Gast eine Massage will, ist es häufig so, dass er diskutieren will, welche Art für ihn momentan die beste ist und warum. Das stellt natürlich ganz neue Anforderungen an unser Spa-Personal: fachlich, menschlich und vor allem auch kommunikativ«. Immer mehr Gäste suchen nach spezieller Aufmerksamkeit von gut geschultem Spa-Personal, mit dem man dann seine soeben gemachten Erfahrungen auch nachbesprechen kann. Persönliche Konsultationen und Seminare werden immer mehr nachgefragt – die Menschen sind nun bereit, im Spa auch zu »lernen«, für ihren Alltag, womit sie die Nachhaltigkeit eines solchen Aufenthalts zu steigern versuchen: »Unsere Gäste integrieren die ›Spa-Experience‹ immer mehr in ihr Leben; sie sehen uns als ein Teil ihres Gesundheits- und Lifestylemanagements« (Anne McCall Wilson, Fairmont Raffles Hotels).

Freude an den großen Wachstumsmärkten

Ungewöhnlich für einen globalen Branchenevent – organisiert, pogrammiert und gemanagt aus NYC – ist nicht nur der, aus westlicher Perspektive doch verhältnismäßig weit abgelegene, Veranstaltungsort Bali, sondern auch die aussergewöhnlich hohe Anzahl an asiatischen Teilnehmern: 45% der Teilnehmer kamen aus Asien. Besondere Aufmerksamkeit erhielt eine umfangreiche chinesische Delegation mit Vertretern von Investoren, Betreibern und auch der Regierung. Dies wurde hier als klarer Schritt zur weiteren Öffnung Chinas und v.a. auch als Zeichen des Willens zur Kooperation gewertet.

Überhaupt liegen wesentliche Wachstumshoffnungen der Global Player in den sog. »Emerging Markets« – das sind aus heutiger Perspektive vorwiegend China, Indien, Russland und der Mittlere Osten (v.a. Saudi Arabien, aber nicht mehr Dubai!). Um die Wachstumspotentiale klarzustellen, seien hier einige Daten und Fakten aus Studien zitiert, die auf dem Global Spa Summit präsentiert wurden: Die Reise- und Tourismusaktivitäten in China und Indien sollen zwischen 2010 und 2015 um sagenhafte 73,5% (China) und 53,1% (Indien) wachsen, das sagt das World Travel and Tourism Council. Im selben Zeitraum prognostiziert dieselbe Studie nur 18,9% Wachstum für die USA. Der Grund dafür: der heimische Wohlstand in den »Emerging Markets« nimmt auf beinahe dramatische Weise zu. Während das durchschnittliche Haushaltseinkommen in Deutschland über die letzten 5 Jahre jährlich um gerade mal 1,5% gewachsen ist, konnten die Haushaltseinkommen in Saudi-Arabien um 13%, in China um 14%, in Indien um 15% und in Indonesion und Russland um 16% zulegen (Quelle: Euromonitor International). Die einheimischen Konsumenten in den aufstrebenden Märkten unterstützen die genannten Tourismuszahlen also massiv, indem immer größere Bevölkerungsschichten in die Lage kommen, zu reisen und sich etwas zu gönnen. Während in den »Old markets« – USA und letztlich auch Europa – ein solcher Trend nicht oder nur marginal spürbar ist.

Allzu verständlich, dass viele westliche Unternehmen – nicht nur aus der Spa Branche – ihre begehrlichen Blicke nach Asien richten, und sich dort bereits zu positionieren beginnen, wie der Marktführer Starwood: »China wurde für uns zum zweitgrößten Hotelmarkt mit bereits über 60 Hotels in Betrieb und 86 Hotelprojekten in konkreter Planung«, berichtet Jeremy McCarthy (USA), Direktor der Global Spa Developments bei Starwood. Schon 2015 wird China mit 100 Millionen Reisenden der größte Reisemarkt der Welt sein. Die Prognose von 450(!) Hotels, die allein im Jahr 2011 in China eröffnen sollen und das Land mit über 90.000 Hotelzimmern bereichern werden, ist ein aussagekräftiger Indikator für die gigantischen Wachstumserwartungen in China. Und anders als noch vor einigen Jahren in Dubai vermag man diesen Zahlen in China sogar Glauben schenken – steht hier doch eine einheimische Bevölkerung dahinter, die schon heute 20% der Weltbevölkerung ausmacht; und von der nun mehr und mehr Menschen in der Lage sind, sich etwas zu leisten und zu reisen (China bewegt sich auf die 1,4 Milliarden Einwohner zu, Indien auf die 1,2 Milliarden).

Gefahren der »Emerging Markets«

Bei all diesen enormen Zahlen darf man nicht vergessen, dass die Spa-Industrie in diesen jungen Märkten erst in den Kinderschuhen steckt und in den nächsten Jahren mit vielerlei unerwarteten Herausforderungen konfrontiert werden wird – vom Fehlen der entsprechend ausgebildeten Fachkräfte bis zum hohen Grad an Korruption und der politischen Willkür, die in diesen Staaten heute noch vorherrscht. Auch ist es von großer Bedeutung, die »Psyche« dieser Zielmärkte zu verstehen und danach zu handeln. Oft reicht es nicht aus, sogenannte »Ex-Pats« aus dem Westen dort in Führungspositionen einzusetzen, sondern vielfach macht es längerfristig mehr Sinn, lokale Talente zu rekrutieren und selbst in deren Entwicklung zu investieren. Um aus diesen Zukunftsmärkten auch Märkte der Gegenwart zu machen, wurde auf dem Global Spa Summit der Slogan ausgerufen: »Act globally but think locally!« Dazu nochmals Jeremy McCarthy (USA) von Starwood: »Es ist schon eine echte Herausforderung, hochwertige Hotels und Spas in diesen Emerging Markets zu planen, zu bauen und zu betreiben. Wir haben jetzt dafür eigene regionale Teams aufgebaut, die die neuen Märkte ›verstehen‹, und sich gemeinsam mit lokalen Spezialisten um die jeweils hochkomplexen Projektumsetzungen kümmern.«

Um dieses »Verstehen« eines neuen Marktes zu illustrieren, sei hier auf ein kleines Detail aus der Feng-shui Tradition hingewiesen: In China glaubt man, dass die eigenen Gesichtsmerkmale Kennzeichen des »Glücks« und der eigenen Zukunft sind. Auf diese Weise können auch nur geringe Gesichtsveränderungen, wie das Ändern von Brauen, das Entfernen eines Leberflecks oder das Glätten von Falten, große Bedeutung bekommen. In Hong Kong und China sind heute solche sogenannten »Feng shui beauty treatments« sehr populär – aber nicht zum Zwecke von Anti-Aging, sondern zur Steigerung des Glücks und zur Lenkung des eigenen Schicksals!

Weg vom »Ladies-only« Image

Wiederum als globaler Trend zu bezeichnen wäre die Veränderung des Verhältnisses zwischen weiblichen und männlichen Besuchern im hochwertigen Spa-Segment: Während vor einigen Jahren die Relation noch bei 75:25 lag, hat sich heute das Verhältnis auf eine beinahe 50:50 Proportion ausgeglichen. Spas gehören heute zum Lifestyle und werden von Männern genauso besucht wie von Frauen – am häufigsten von Paaren. Das hat natürlich Konsequenzen für das sogenannte Spa-Menü: es gilt, mehr Treatments speziell für Paare zu entwickeln und letztlich auch Treatments speziell für Männer … da viele der bisherigen Anwendungen primär auf Frauen ausgerichtet waren. Andererseits finden sich aber auch immer mehr kleine Kinder im Spa, »Baby Boomer Parents«, die ihre Kinder auch aus hochwertigen Spas nicht mehr aussperren wollen; ja, und sogar schwangere Frauen oder junge Mütter, die ihre Babys zur Behandlung mitbringen: Während das Baby daneben schläft, kriegt die Mama eine Massage …

In dieser Zone der »passiven Zielgruppenerweiterung« entsteht ein spannendes neues Betätigungsfeld für gefühlvolle und kreative Geister in der Spa-Welt. Dietmar Möller-Elmau (D), Eigentümer und Kreateur des mittlerweile mehrfach ausgezeichneten Luxury Spas im Schlosshotel Elmau, erzählt: »Ich habe dieses Spa vor allem für mich entwickelt, da ich in keinem anderen Spa glücklich wurde. In all diesen noblen Spas wandeln wir Erwachsene in diesen farblosen Bademänteln herum; niemand lacht; die Kinder müssen wir alle zuhause lassen. Ich wollte ein Erlebnis für die ganze Familie kreieren – aber jetzt nicht nur auf Basis von »fun«, sondern mit Teilen, wo Eltern sich ganz in ihre Intimität zurückziehen können und mit anderen Teilen, wo man mit der ganzen Familie Spaß haben kann. Ich wollte unbedingt das Lachen der Kinder im Schlosshotel; und ich brauchte die Kinder für das Brechen der Hierarchien. Ich nenne das ›Edutainment‹.«

»Design sells« – Natur und Kultur

»Design sells«, dieser Überzeugung ist Emmanuelle Linard (USA), Keynote Speaker in Bali. Emmanuelle ist Executive Director und Mitbegründerin des rennomierten Trendbüros Edelkoort, weltweit gefragt als Expertin für Trends in Sachen Fashion, Lifestyle und Design. Von ihr holen sich Marken wie Apple und W Hotels kreative Impulse. In ihrer beeindruckenden Multimediapräsentation führt sie all den Design-Chic auf zwei große Trends zurück: Natur und Kultur. Begleitet von minimalistischen aber aussagekräftigen Bildern beschränkt sie sich in ihrem Vortrag »Earth Matters, a Visual Experience of Lifestyle and Design Trends for 2012« auf die poesievolle Präsentation von Naturmaterialien – inklusive Ideen, was man damit alles anstellen kann … so erhalten Kalk, Sand, Stein, Erde, Wasser, Kristall, Gold und »Vulkan« neue Bedeutungen.

An dieser Stelle erinnere ich mich an jenen einsamen, felsigen Strand, wo ich mit meinem kleinen Sohn Joy »Steinewerfen« spiele … Da zerbricht uns so ein großer Felsenstein in mehrere Stücke. Beim weiteren Herumspielen mit diesen Teilen bemerken wir die nun entfachten klanglichen Qualitäten der Steine: Aufgrund des ebenfalls harten felsigen Untergrunds können die Steine durch kurzes Aufschlagen auf den Boden in ihren jeweiligen Tonhöhen angeregt werden. Manche klingen besonders schön und lang. Wir beginnen diese Steine nach ihren Tonhöhen zu ordnen, von links nach rechts ansteigend – in der Art einer »Steinklaviatur«. Wir spielen darauf Musik, »selbstkomponierte« Musik, erst ein- dann mehrstimmig … Am Anfang war es also Natur, dann wurde es Kultur. Ich denke gerade in einer Zeit der sensualen Überbelastung inmitten unserer Hochleistungsgesellschaft kann eine neue Qualität im Umgang mit der Natur und mit ihren gestaltbaren Materialien tatsächlich zu intensiveren sinnlichen Erlebnissen im Spa führen.

Wachsendes Gestaltungsbewußtsein

Jedenfalls werden Spas generell immer gestaltungsbewusster und anspruchsvoller im Zusammenwirken von Formen, Farben und Materialien. Lustvoll will ich hier die These aufstellen, dass dieser besonders sinnliche Ort namens »Spa« seine eigene, spezielle Architektur und sein eigenes Design braucht. Ob man am heutigen Spa-Markt tatsächlich schon von einer solch sichtbaren Entwicklung sprechen kann, will ich offen halten – vereinzelte Beispiele dafür gibt es aber schon. Unübersehbar sind die Sensibilisierung des Materialbewusstseins in den neuen Spas und die Reduktion von Formen im Spa-Design. In den tropischen Regionen geht der architektonische Trend hin zu großzügigen Spa-Villas mit privatem Pool, aber auch speziellen Behandlungsräumen direkt am Privatstrand, in Gartenpavillons und generell im Freien. Insgesamt sind es hier oft weitläufige Resortanlagen, die den Gästen in ihren 4-, 7- oder 14-tägigen Aufenthalten auch genug Abwechslung bieten sollen.

In anderen Weltregionen muss es klimabedingt mehr Abwechslung im Inneren geben, dazu Filip Boyen (UK), von Orient Express, einer Unternehmensgruppe, die neben der berühmten Zugstrecke auch Luxushotels betreibt: »Thematische Räume für spezielle Anwendungen sind für uns von hohem Interesse, insbesonders wenn der intelligente Einsatz neuer Technologien dazu führt, die hohen Kosten für das ansonsten involvierte Personal zu senken.« Sogenannte »Raumanwendungen« wie unsere AlphaSphere aber auch andere neue Angebote auf dem Spa-Markt kommen tatsächlich so gut wie personalfrei aus, da sich ihre therapeutische Wirkung vor allem aufgrund der gestalterischen – oftmals multisensorischen – Prinzipien erschließt. Design-Highlight und gleichzeitig Profit-Center, da schlägt auch das Herz der Investoren höher, vermute ich.

Aussergewöhnliches Raumdesign kann aber nicht nur aussergewöhnliche Atmosphäre schaffen, sondern auch inhaltlich »sinngebend« sein für ganze Rituale und Abläufe – eine Art der Baukunst, auf die sich schon die Römer in ihren ausgedehnten Badeanlagen vorzüglich verstanden haben … Ich denke da an eine definierte Art von »Healing Architecture« und an ein »Healing Design«, wo es um die Entwicklung einer eigenen formalen Raum- und Materialsprache gehen muss, zur Begünstigung von Entspannung, Energetisierung und Heilung. Noch nicht viel ist von einer solch konsequenten Entwicklung in der heutigen Spa-Architektur sichtbar – dennoch (oder vielleicht gerade deshalb) spüre ich jetzt, wie es mich dahin zieht …

»Green«

Dem heutigen Spa-Gast liegt viel an seinem ökologischen »Fußabdruck«, den er durch seinen Spa-Besuch hinterlässt; er legt hohen Wert auf Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte. Die Zeiten, wo noch Unmengen von (Atom-)Strom in das Erwärmen riesiger Wasserflächen gesteckt wurden, nur um den sogennanten »Thermalwassereffekt« zu erzeugen, neigen sich meiner Meinung nach dem Ende zu. Intelligente Energiekonzepte und »Green Technologies« machen die Runde … und man wird hier in Bali den Eindruck nicht los, dass Konzepte von Energierückgewinnung, Solarenergie, Abfallvermeidung und die Reduktion von Wasserverschwendung bei neuen Spa-Projekten schon fast zu den Standards gehören.

Marktführer Starwood hat soeben die vermutlich aggressivsten Nachhaltigkeitsziele der Spa-Industrie formuliert: 30% Reduktion an Stromverbrauch und 20% Reduktion an Wasserverbrauch bis zum Jahr 2020. Ob diese Ziele für eine Luxusmarke wie Starwood tatsächlich zu erreichen sind und v.a. ob diese Ziele 2020 dann tatsächlich auch noch so »en vogue« sind, lässt sich heute wohl von niemanden beantworten. In jedem Fall aber gehen hier »gute Absichten« mit »gutem Marketing« eine synergetische Verbindung ein. »Es wird für Spa-Betreiber gerade zu einer Art ›social commitment‹, mit nachhaltigen und umweltfreundlichen Konzepten und Materialien zu arbeiten; nicht zuletzt auch einfach um die eigene Marktposition und das Marketing zu stärken« sagt Adrian Egger (D), Managing Director der Spa Division von Klafs, Marktführer in Saunabau und Spa-Ausstattung.

Kate Ancketill von GDR Creative Intelligence, einem führenden Trend- und Analysebüro aus Großbritannien, gibt hingegen Einblick in eine andere Art der »Green Revolution«. Es handelt sich um Zukunftstechnologien, die das Verhalten gesundheitsbewusster Konsumenten verändern werden – bis hin zum – heute bereits erhältlichen – Health Monitoring App für Smartphones, das verschiedene Körperwerte wie beispielsweise Schlafzyklen aber auch die Herzratenvariabilität aufnehmen, analysieren und letztlich sogar auswerten kann.

Medical & Wellness

Highlight des letzen Tages am Global Spa Summit 2011 ist zweifelsohne die Präsentation einer vom GSS selbst in Auftrag gegebenen, umfangreichen Online-Datenbank für den medizinischen Nachweis von Spa und Wellness Therapien. Unter der Leitung der beiden in Amerika bekannten Ärzte und Professoren Dr. Ken Pelletier (USA) und Dr. Daniel Friedland (USA) wurde www.spaevidence.com als frei zugängliche und einfach zu navigierende Website sowohl für Spa-Professionals als auch für Gäste und Patienten von Medical Wellness Einrichtungen konzipiert, die hier wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit von Spa-Anwendungen finden können. Die Website greift dabei auf vier bereits bestehende, international renommierte Datenbanken zurück, deren Ergebnisse auf www.spaevidence.com einfach fokussiert und zusammengefasst werden. Die Präsentation dieser Plattform ruft unter den Teilnehmern äusserst emotionale Reaktionen hervor, da die Freude darüber offensichtlich groß ist, dass das, was man im Spa schon seit vielen Jahren leistet und um deren Wirkung man weiß, von der Schulmedizin nun nicht mehr ganz so einfach »abgetan« werden kann, wie dies über viele Jahre der Fall war. Susie Ellis vom GSS-Board spricht von einem »Meilenstein in der Sichtbarmachung der Leistungen, die im Spa stattfinden«.

Präsentiert wird in Bali auch noch eine umfangreiche Studie mit dem Titel »Wellness Tourism and Medical Tourism – Where do Spas fit?« in der es um gemeinsame Schnittmengen aber auch um klare Abgrenzungen zwischen den Bereichen Wellness und Medical geht. Entgegen dem Trend der letzten Jahre kommt diese Studie zur Erkenntnis, dass es längerfristig durchaus klüger ist, die beiden Begriffe klar voneinander zu trennen, da damit jeweils unterschiedliche Erwartungshaltungen verbunden sind und dies beim Konsumenten vielfach zu Verwirrungen führt. Dennoch ist ein signifikanter Anstieg an ganzheitlichen Ärzten zu verzeichnen, die alternativmedizinische Praktiken im Kontext von Wellness Kliniken im Spa-Style anbieten. Hier wird Wellness als Teil der Gesundheitsprävention verstanden: »Ich sehe zwei Motive für den weltweiten Erfolg solcher ganzheitlicher Gesundheitsresorts – einerseits die hohe und nach wie vor stetig wachsende Burnout-Rate, andererseits eine Art grundsätzliche ›Reorientierung‹ und spirituelle Sinnsuche, die immer mehr Menschen bewegt«, sagt Anne Biging (D) von den Healing Hotels of the World. Dennoch empfiehlt es sich für Spas, einen klaren Unterschied herauszuarbeiten zwischen medizinischen Gesundheitsangeboten und balancierenden Wellnessangeboten – damit der Konsument einfach weiß, was er wovon erwarten kann: Da ein 100% gesunder Mensch sich noch lange nicht »well« fühlen muss …

Und was vom Tage übrig blieb?

Der stärkste Eindruck vom GSS 2011 – neben all dem schon Gesagten? Vor allem: Bali. Insbesondere der Besuch einiger atemberaubender »Vorzeige-Spas« im Rahmen meiner privaten zehntätigen Inselrundreise. Lassen Sie mich zum Abschluss meines Trendberichts also noch ein wenig erzählen von einsamen Steilküsten, weiten Reisterrassen und kleinen Äffchen als Mitbewohner im Luxusresort. Denn die Bandbreite – mit Lichtmomenten aber auch Schattenseiten – der wir in der Spa Landschaft Balis begegnet sind, repräsentiert so geballt wie kaum in einem anderen Land das weite Spektrum der heutigen Global Spa Community.

Bali als »Spiegel« der Spa-Welt

Schon seit meiner Ankunft ist es mir klar: Wir sind hier auf einer »Spa-Insel« gelandet. Denn gleich auf der Fahrt vom Flughafen Denpasar zu unserer Unterkunft in Nusa Dua bleibt es niemandem verborgen, dass das Thema hier nicht nur in den 5-Sterne Luxusresorts beheimatet zu sein scheint, sondern auch im Alltag der Balinesen. Überall, gleichsam an jeder Straßenecke, werben Schilder unterschiedlicher Natur für das Entspannungserlebnis – vom einfachen Holzbrett mit den eingeritzten Lettern »S« »P« »A« bis zu neonfarbenen Leuchtschriften und Reklametafeln. Und genau diese Bandbreite an Stilen werden wir in unserer Rundreise auch in den Spas von Bali finden:

Die Praktiken von Spa und Wellness sind in der balinesischen Kultur tief verwurzelt. Sie entstanden aus einer speziellen Mixtur aus Hinduismus, Buddhismus und der muslimischen Kultur über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren. »Das Geheimnis der Spas in Bali liegt in den Fingern der Balinesen« sagt Dr. Sapta Nirwandar, Marketingleiter des Ministeriums für Kultur und Tourismus in Indonesien. Bali wurde erst jüngst vom deutschen Senses Spa Magazine als »The best spa destination in the world« ausgezeichnet. Die Spa-Branche in Indonesien boomt aus verschiedenen Gründen: Ein neuer Lifestyle in der Mittelklasse entwickelt sich mit raschem Tempo, die Wirtschaft wuchs auch während der Wirtschaftskrise und der Wellnesstourismus ist stark ansteigend. »Immer mehr Destinationen mit dem Schwerpunkt Spa und den Themen Wellness, Yoga und Entgiftung entstehen in Bali – auf der Suche nach internationalen Gästen, die dann gleich ein oder zwei Wochen bleiben. Tatsächlich scheint Bali die Hauptstadt der Yoga-Welt zu werden«, meint Judy Chapman, Spa-Verantwortliche bei den Karma Resorts, die in Bali zwei aussergewöhnlich situierte Hotelanlagen betreiben.

»Eat, Pray, Love«

Nun hat diese Popularität im Wellnesstourismus seine Vor- und Nachteile, wie dies jüngst eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde: Während die ganze Welt den Film Eat, Pray, Love im Kino sah, wo Julia Roberts auf ihrem Fahrrad durch wahrlich beeindruckende Landschaftsbilder Balis radelte, nahm sich ein kritischer Journalist der Kehrseite der Medaille an und veröffentlichte im Time Magazin einen Artikel mit dem Titel »Holidays in Hell: Bali’s Ongoing Woes«, frei übersetzt »Urlaub in der Hölle: Balis fortschreitende Leidensgeschichte«. Dieser Artikel konzentriert sich auf negative Fakten betreffend Regierungsbehörden und der Tourismusindustrie. Er beschreibt schmutzige Strände, nichtendenwollendes Verkehrschaos und in rasantem Tempo fortschreitende Hotelprojekte, oft ohne Rücksicht auf die Umwelt. Weltweite Reaktionen blieben nicht aus …

Aber auch einheimische Kritiker des ewigen Wachstumsglaubens, wie Alistair G. Speirs, Herausgeber des Lifestyle Magazins NOW!Bali lassen nun ihrem Unmut freien Lauf: »Wenn die ›Seele‹ von Bali in seiner Einzigartigkeit der Kultur und der Naturschönheiten liegt, in seinen Künsten und Tänzen, den Festivals und Zeremonien, dann sollte man heute mehr darauf bedacht sein, diese Einzigartigkeit nicht leichtfüßig zu zerstören. Das würde aber auch bedeuten: Weg mit all den häßlichen Reklametafeln und Plakatwänden! Bauen unter Berücksichtigung der traditionellen balinesischen Architektur! Sichtbare Fabriken und Warenhäuser raus aus den kulturell kostbaren Gebieten! Keine Reihen um Reihen voll sinnloser Shops und Einkaufszentren im westlichen Stil! Es wäre eine Rückkehr zum echten Bali und eine Abkehr von jenem ›Bali-Western-China-Hybrid‹, das Bali heute geworden ist.«

Nun ist es ein objektives Faktum, dass Bali eine wunderschöne kleine Insel mit limitierten Kapazitäten ist. Und auch ich selbst wurde mit diesen verschiedenen Arten der »Umweltverschmutzung« konfrontiert. So gesehen kamen sowohl der Aufmerksamkeitsbringer Eat, Pray, Love als auch der darauffolgende Skandalbericht im Time Magazin zur rechten Zeit: Tatsächlich scheint es noch möglich zu sein, bestimmte uferlose Entwicklungen zu stoppen, bevor das Urlaubsparadies endgültig im Massentourismus versinkt und nachhaltig seine natürlichen und kulturellen Qualitäten eingebüßt hat. Vor einiger Zeit schon hat die indonesische Regierung für drei Regionen in Bali ein Moratorium in der Hotelentwicklung erlassen. Bis heute aber setzen sich die einzelnen Regionen, die allesamt im Tourismus den großen Profit sehen, unverschämterweise über diese Regelung hinweg. Und die Regierung in Jakarta sieht zu. Eine solche Situation bedarf tatsächlich eines Aufschreis … auch wenn dieser (vor allem) aus dem Westen kommt!

Und sie dreht sich doch: Das Paradies lebt

Einen wichtigen Aspekt hat der Autor des Time Artikels allerdings vergessen: Es ist die gute Nachricht, dass der größere Teil des Landes noch weitgehend verschont ist. Die ausufernden touristischen Aktivitäten beschränken sich nämlich auf den südlichen Teil der Insel. Die Strandregionen von Kuta, Seminyak und Jimbaran wachsen zu einem einzigen großen Tourismusviertel zusammen; mit einem sensationellen Nachtleben, mit den Vorteilen einer konzentrierten Infrastruktur und der schnellen Erreichbarkeit; nahe am Flughafen, gleichsam während des Badens im Meer den an- und abfliegenden Flugzeugen zusehend. Diese Energie ist spürbar – war zumindest für mich spürbar. Und dennoch haben internationale Hotelketten genau hier weitläufige Luxusresortanlagen entwickelt. Wir besuchten das erst jüngst eröffnete und durchaus spektakulär inszenierte W Hotel in Seminyak, mit seinem futuristischen AWAY SPA. Das Design ist »W«. Modern und luxuriös. Mir gefällt das. Eine Einrichtung wie sie perfekt nach L.A. passen würde, aber ob es wirklich notwendig ist, hier in Bali auf jeden erdenklichen westlichen Lifestyle-Chic vorbereitet zu sein, bin ich mir nicht sicher. Das Wort »Jetset« kommt mir dabei auf eigentümliche Weise in den Sinn. Denn ich vermisse etwas Grundlegendes: den Bezug zum Hier und Jetzt, zum Platz worauf diese Anlage steht, zum Ort rundherum und zur Zeit, die in Bali anders tickt – oder sagen wir besser: anders ticken kann.

Denn auch im Süden Balis lassen sich unberührte Gebiete finden. Der Weg führt uns an den südlichsten Punkt der Insel, rundum Ödland, vor uns Steilküste. Hier hat sich der australische Musikmanager John Spence seinen Traum realisiert. An einer spektakulären Steilküste hat er sein Karma Kandara entwickelt: 70 in die Klippen und in den Hang gebaute Villen, allesamt großzügig geschnitten mit privatem Pool und atemberaubendem Blick über das 100 Meter tiefer gelegene Meer. Über einen Steg zu Fuß oder bequemer noch über einen in den Felsen gehauenen Lift gelangt man hinunter an den wunderbaren Sandstrand. Das Karma Spa hängt quasi in den Wolken … ganz vorne am Abgrund, direkt an den Klippen, mit dem reinen Blick auf die unendlichen Meeresweiten. Hier ist es mir vor meinem geistigen Auge gelungen, die Wale zu sehen, die auf ihrer Wanderschaft direkt vor dieser Küste zwischen Bali und Australien vorbeiziehen. Und da hier die Zeit tatsächlich anders tickt, werden im Karma Spa Holistic Treatments für Paare angeboten, die bis zu sechs Stunden dauern. Heiler aus der ganzen Welt sind hier regelmäßig zu Gast. Und nicht zuletzt stärken die im Ressort frei flanierenden Äffchen, die immer wieder vom nahegelegenen Tempelheiligtum Uluwatu herüberkommen, die Naturverbundenheit, die man als Gast in dieser Anlage spüren kann.

Im Inneren: Der Frieden der Reisfelder

Das Bali, das mich in seiner ruhigen und freundlichen Art am stärksten berühren konnte, lässt sich relativ rasch finden, sobald man die Ballungszentren im Süden verlässt. Überall im Landesinneren herrschen Reisterrassen vor. Und von diesen Reisfeldern geht eine besondere Art der Ruhe aus. Die Erbauer des Ubud Village Resorts & Spas haben sich dieses Gefühl zu Nutze gemacht und platzierten 25 aus Bambus errichtete Villen inmitten ausgedehnter Reisfelder, die auch bewirtschaftet werden. Dadurch erhält die gesamte Anlage eine unbeschreibliche Dimension von Weite und gleichzeitig Verbundenheit mit dem Ort. Das Spa dieses Resorts konzentriert sich auf traditionelle Anwendungen auf Basis von Massagen. Erst hier wurde mir bewusst, wie verankert Massage in der Bevölkerung Balis ist: In der Familie oder auch in der Gemeinde ist Massage nicht nur für Entspannung und Heilung da, sondern ist auch eine Art der Kommunikation. Massage wird von Kindesbeinen an praktiziert. Und hier liegt wohl vermutlich der Unterschied zu vielen westlichen Therapeuten: »Die Massage kommt direkt aus meinem Herzen und daher berührt sie auch direkt dein Herz. Massagetechnik ist zweitrangig, zuerst kommt das Gefühl von dem ich als Therapeut geleitet werde« bestätigt mir eine balinesische Therapeutin kurz vor der Anwendung. Ich schließe die Augen – und höre auf mein Gefühl …

Hier im Landesinneren gibt es eine Vielzahl solch hochqualitativer Spas inmitten traumhafter Natur, die allesamt über internationale Auszeichnungen verfügen: vom Como Shambhala Retreat über das The Maya bis zum neuen Gesundheitsresort Fivelements, das auf geradezu radikale Weise in uralten balinesischen Traditionen verwurzelt ist, gebaut entlang den Gesetzmäßigkeiten und Ritualen dieser Region – allesamt Prinzipien, die wir heute als »green« und nachhaltig bezeichnen würden. Mittels Heilkunst, Kochkunst und Gestaltungskunst wird hier Gästen nichts Geringeres beigebracht, als das Leben lieben und respektieren zu können.

Und dennoch, komplex wie ich Mensch nun mal bin, wünsche ich mir gerade hier, inmitten dieser wunderbaren Natur, doch auch einen Hauch »Moderne«, eine Spur »Jetzt-Zeit«, ja vielleicht sogar ein winziges Stück »W Hotel« her – dessen Unbekümmertheit, vielleicht dessen Jugendlichkeit, in jedem Fall dessen gestalterische Leichtigkeit inmitten dieser grünen Hänge. Und seien es auch nur ein paar kleine, künstlerisch gestaltete »Cocoons«, in die wir uns hineinkuscheln können, die dann bei Sonnenuntergang selbst zu leuchten beginnen und schließlich sanft vibrierend als Raumschiffe abheben und uns gemeinsam über die Weiten der Insel der Götter gleiten lassen. Natur und Kultur, ja, Natur und Kunst – das wünsche ich mir hier …

»Holistic« kommt mir in den Sinn. Und ich meine, meine Erzählung an dieser Stelle zu einem guten Ende geführt zu haben.

Quelle: Sha

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