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Prima Klima – Bauphysik für Wellnessräume

Eine individuelle Gestaltung ist bei privaten Schwimmhallen selbstverständlich geworden. So unterschiedlich, wie die Raumgeometrie sein kann, so verschieden können auch der Stil und das Design ausfallen. Wesentlichen Einfluss darauf hat die Schwimmhallendecke: Sie kann den Raum heller oder dunkler wirken lassen. Sie bestimmt, ob der Raum höher oder niedriger wirkt. Sie beein­flusst die Durchlüftung und die Akustik der Schwimmhalle. Und somit hat sie auch erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden des Nutzers.

Im Hinblick auf die optische Gesamtwirkung einer Schwimmhalle kommt also der Schwimmbad-Decke eine tragende Rolle zu. Durch ihre Farbe, Form und zusätzlichen Gestaltungselemente lassen sich ganz bestimmte Effekte erzielen – und die Schwimmhallenbeleuchtung kann diese Effekte unterstützen oder auch wieder aufheben. Die Deckenplanung sollte deshalb gut durchdacht an­gegangen werden.

Ein wesentlicher Aspekt zu Beginn aller Überlegungen ist, welche Raumhöhe insgesamt zur Verfügung steht. Sie beeinflusst die Art der Deckengestaltung: Während bei hohen Räumen eine abgehängte Decke (eine zweite, unter der Rohdecke montierte Decke) gestalterisch viel Freiraum zu­lässt, wird bei niedrigen Raumhöhen die Deckengestaltung direkt an der Rohdecke bzw. auf der daran befindlichen Dämmschicht angebracht.Bei Rohbauhöhen unter 2,5 Metern ist jeder Zentimeter Höhe wertvoll, daher sind abgehängte Systeme kaum noch sinnvoll. Trotz ebener Decke kann in solchen Schwimmhallen durch kleine Tricks und Kniffe, wie etwa farblich abgesetzte Bereiche und aufgeklebte Dekoprofile, eine ansprechende Deckengestaltung verwirklicht werden.

Hinsichtlich der Deckenbeleuchtung sind hier allerdings aus bauphysikalischen Gründen enge Grenzen gesetzt, weshalb der Deckenaufbau vorher von einem kompetenten Systemanbieter geprüft werden sollte. In Beton integrierte Leuchtenkästen haben sich in vielen Fällen als problematisch erwiesen und sollten besser vermieden werden. Dennoch lassen sich Lichtstrahler auch in solche Decken integrieren. Nach bauphysikalischer Prüfung können in den meisten Fällen so genannte „ISO-Lichtboxen“ verwendet werden. Diese haben eine dampfdichte Hülle und können handels­übliche Downlights aufnehmen. Die Lichtboxen werden direkt in die Dämmschichtebene integriert.

Anders ist die Situation bei Rohbauhöhen ab 2,5 Metern – dann wird eine abgehängte Decke möglich. Als Empfehlung sollten bei einer zeitgemäßen Schwimmhalle allerdings mindestens 2,8 Meter als Rohbaumaß zur Verfügung stehen. Eine durchgehend abgehängte Decke ermöglicht schon viel mehr Spielraum, etwa bei der Integration von Beleuchtung und Lautsprechern – eine noch elegantere Lösung ist jedoch die Abhängung in Stufen. Sie lässt hinsichtlich der optischen Gestaltung keine Wünsche offen: unterschiedliche Höhenniveaus, indirekte Beleuchtung, integrierte Niedervoltstrahler oder Sternenhimmel als abendliche Traumkulisse? Die vielfältigsten Wünsche sind realisierbar. Weitere Vorzüge: Lüftungskanäle, Elektro- und Lautsprecherkabel verschwinden hinter der Abhängung, und Lüftungsgitter werden überflüssig, weil im Hohlraum zwischen der Decke die Luft abgesaugt werden kann. Kein Wunder, dass in der Praxis immer mehr die teilweise abgehängte Decke realisiert wird. Sie bietet alle technischen Vorteile bis hin zur deutlichen Verbesserung der Akustik und ermöglicht zudem elegantes und individuelles Design.

Neben den optischen müssen natürlich auch bauphysikalische Gesichtspunkte bei der Deckenplanung berücksichtigt werden. Wie die Schwimmhallenwände benötigt die Decke eine innen liegende Dampfsperre, um die Deckenkonstruktion vor Wasserdampf zu schützen. Dies ergibt sich aus der einfachen Grundregel der Bauphysik, dass die diffusionstechnische Dichtigkeit der aufeinander folgenden Baustoffe innerhalb einer Konstruktion von innen nach außen abnehmen soll. Decken, ob sie als Dach oder als Zwischendecken ausgeführt werden, sind ohne innen liegende Dampfsperre praktisch nicht ausführbar, weil an der Außenseite immer auch abdichtende Schichten wie Folien, Bitumenbahnen etc. notwendig sind. Zudem wird die gesamte Deckenkonstruktion vor der chloridhaltigen Atmosphäre der Schwimmhalle geschützt.

Um mögliche Wärmebrücken auszuschließen, wird die Dampfsperre direkt an der Rohdecke in Form eines Verbundelementes aus Polystyrol-Hartschaum mit aufkaschierter Alufolie, wie etwa das „Iso-Plus-System“ (von ISO), befestigt. Dadurch ist die Decke bauphysikalisch sicher und bleibt tauwasserfrei. Das „Iso-Plus-System“ ermöglicht zugleich die erforderliche Wärmedämmung, die an der Schwimmhallendecke natürlich auch nicht fehlen darf. Unter die Dampfsperre werden dann die Lüftungskanäle, die Elektroinstallation sowie die Abhängekonstruktion montiert. Dazu wird die Dampfsperre punktuell durchbohrt und mit speziellen Deckendübeln versehen. Der Durchdringungspunkt der Dampfsperre wird mit speziellen Abdichtscheiben sicher abgedichtet.

Bedingt durch das feuchtwarme Klima müssen die Materialien der abgehängten Deckenkonstruktionen in Schwimmhallen gewissen Vorraussetzungen entsprechen. Für die tragenden Teile sind nur ganz bestimmte Materialien zugelassen, die in der DIN 18168 definiert sind. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um zwei mögliche Lösungen: hochlegierter korrosionsbeständiger Stahl oder verzinkter Stahl mit zusätzlicher Beschichtung. Der weit bekannte Edelstahl V2A ist für diesen Einsatzzweck beispielsweise nicht zugelassen. Auf die genaue Materialzulassung muss also besonders geachtet werden – das gilt sowohl für die verwendeten Deckendübel, die im Beton verankert werden, als auch für die Abhängekonstuktion.

Des Weiteren dürfen keine Gipsbaustoffe für die abgehängte Decke verwendet werden. Gipsbaustoffe sind ideal geeignet für Klimabedingungen mit wechselnder Luftfeuchte – wie etwa im häuslichen Badezimmer. Feuchteaufnahme und -abgabe ist eine herausragende Eigenschaft von Gipsbaustoffen. Diese Eigenschaft ist in der Schwimmhalle aber nicht gefragt, da das Schwimmhallenklima auf kons­tanter relativer Luftfeuchte von ca. 60 Prozent gehalten wird. Wechselnde Luftfeuchte ist also in der Schwimmhalle nicht gegeben.


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Bedingt durch die permanent hohe Luftfeuchte sind die Klimabedingungen für den Gips auf Dauer nicht zuträglich. Er sättigt sich mit Feuchte aus der Luft bis zu einer Ausgleichsfeuchte, die so hoch liegt, dass die kristalline Struktur des Gipses gefährdet ist. Aus diesem Grund wird Gips, sei es in Form von Putz oder Platten, in Schwimmhallen nicht eingesetzt. Doch es gibt gipsfreie Bauplatten, wie etwa die „ISO-Feuchtraum-Paneele“, die nahezu genauso zu verarbeiten sind wie Gipsbauplatten. Sie halten der permanent hohen Feuchtebelastung in Schwimmhallen auf Dauer stand. Die Paneele werden an die Unterkonstruktion geschraubt und dann von der Unterseite verspachtelt und fugenlos verputzt. Und da diese Paneele (Fläche: 2,5 x 1,2 Meter) gebogen, gebohrt oder gesägt werden können, wird eine individuelle Schwimmbaddeckengestaltung möglich. Für eine gute Optik – denn das Auge schwimmt mit.
Andreas Köpke, Dipl.-Ing. FH

Checkliste für die Deckenplanung
Eine Schwimmhalle soll optisch ansprechend wirken und dabei bestimmte technische Funktionen erfüllen. Um dies in Einklang zu bekommen, sollten folgende Punkte beachtet werden:
01. Raumhöhe: Rohbauhöhe nach Möglichkeit mindestens 2,8 Meter
02. Wärmedämmung und Dampfsperre: Wärmeschutz gemäß Energieeinspar-
03. verordnung – Nachweis nach DIN 4108 erstellen lassen
04. Deckendübel und Abhängekonstruktion: Material mit Schwimmbad-
zulassung einsetzen
05. Luftführung: Zuluft möglichst unterhalb der Fenster zuführen, Abluft nach
Möglichkeit hinter der Deckenabhängung absaugen
07. Beleuchtung: Feuchtraumgeeignete Leuchten verwenden, Installation
innerhalb der abgehängten Decke
08. Akustik und Beschallung: Deckenabhängung mit Schwimmbadputz sorgt
für gute Akustik. Lautsprecher in der Deckenabhängung vorsehen
09. Design und Farbgestaltung: Stilrichtung frühzeitig festlegen, damit Details
korrekt realisiert werden können. Erfahrene Fachplaner einschalten

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